75 Jahre DFG Bielefeld 75 Jahre Robert-Schumann-Plan Jubiläumsreise nach Lothringen
Reisebericht von Marie-Lu Matzke
Bei dieser Koinzidenz der Ereignisse lag es also nah, dass die Jubiläumsfahrt der Deutsch-Französischen Gesellschaft Bielefeld nach Lothringen gehen sollte. Lothringen – das kennen wir doch! Diese Äußerung wurde schnell widerlegt, denn die Fahrt sollte uns in das bekannte, unbekannte Lothringen führen. In dem Text gibt es Links, die es ermöglichen, sich einige Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Bitte beachten Sie: Das Anklicken dieser Links geschieht auf Ihre eigene Verantwortung. Für die Informationen und/oder eventuelle Schäden, die durch das Aufrufen der Seiten entstehen, übernehmen weder wir noch die DFG Gewähr noch Haftung. Nach einer etwas turbulenten Anfahrt bei 39 Grad Außentemperatur, die länger dauerte als geplant, aber von einem köstlichen kulinarischen Buffet „entschädigt“, das Frau Streit themengetreu vorbereitet hatte – Mini- und Maxiquiches Lorraines, Canapés, Lachsrollen, Kuchen und Obst nebst diversen alkoholischen und nicht alkoholischen Getränken -, kamen wir trotz der Hitze im klimatisierten Bus guter Dinge in unserem charmanten Hotel Les Pages in Lunéville an. Das Hotel liegt direkt am Schloss von Lunéville, dem Meisterwerk der Architektur des 18. Jahrhunderts, auch als „lothringisches Versailles“ bezeichnet. Der letzte Herzog von Lothringen, Stanislaus I. Leszczyński, starb hier 1766 an den Verletzungen, die er durch einen Brand in seinem Zimmer erlitt. Gemäß dem Frieden von Wien im Jahre 1738 wurde das Schloss des Herzogtums Lothringen fortan von Frankreich übernommen. Welch ein historischer Ort!
Das Essen im Restaurant war ein Genuss und offenbarte französisches Lebensgefühl, das bei einem Getränk auf der Terrasse noch bis spät in den Abend bei fantastischem Wetter jeden Tag genossen wurde.
Nancy – die Stadt des Jugendstils. Zwischen 1890 und 1914 ließen sich die angesehenen Bürger von Nancy mit einem zeitgenössischen Geschmack moderne Villen im Stil der Schule von Nancy bauen. Die Villa Majorelle ist eines der Vorzeigehäuser, ein ästhetisches Ensemble aus Formen, Farben und Komfort in der Architektur, der Innenausstattung und der Accessoires. Das Silberblatt, das Symbol für Erfolg und finanziellen Wohlstand, verziert bereits den Eingangsbereich. Vertreter des Jugendstils wie Emile Gallé, Jacques Majorelle, Jean Prouvé, die Brüder Auguste et Antonin Daum, Jacques Gruber, Emile André, Lucien Weissenburger sollten uns auch noch in dem Musée de l’Ecole de Nancy und in der Innenstadt vielfältig begegnen. Es war ein wahrer Kunstgenuss.
Die Innenstadt wurde von einem Großteil der Gruppe im „Petit Train“ erkundet, der an der wunderschönen „Place Stan“ (Stanislas) abfuhr und an allen Sehenswürdigkeiten der Altstadt, die man sonst gar nicht gesehen hätte, vorbeifuhr. Nancy – ein Traum von Jugendstil und savoir vivre. Darin waren sich alle einig.
Auf der Rückfahrt ging es dann noch zur schönen Basilika in Saint-Nicolas-de-Port, bevor wir von der Silhouette des Schlosses Lunéville begrüßt wurden.
Epinal ist für die Fabrikation von Lithografien und Baccarat für seine Kristallmanufaktur weltberühmt, Beides konnten wir bestaunen. In der Imagerie d’Epinal, die bereits 1796 von Jean-Jacques Pellerin gegründet wurde und eine Buchdruckpresse Gutenbergs ihr eigen nennt, werden auch heute noch Bilddrucke mit unterschiedlichen Drucktechniken gefertigt. Deshalb konnte man die Herstellung eines Druckes an alten Maschinen live erleben. In jedem Jahr kommen weltberühmte Künstler, um einen Druck in der Werkstatt herzustellen, den man käuflich dann erwerben kann. Das benachbarte Musée de l’Image beherbergt eine bedeutende Sammlung von über 110.000 Objekten, darunter auch lithografierte Bilderbögen, von der Imagerie Pellerin, der letzten erhaltenen Bilderfabrik Europas.
Bevor wir nach Baccarat fuhren, kehrten wir in einen Supermarkt ein. Gudrun Streit besorgte in Windeseile die köstlichsten Käsesorten, Patés und Saucisses, Baguettes und Weine, die beim Picknick am idyllischen Fluss die Gaumen der Mitreisenden erfreuten. Auch die Gruppe genoss es, sich mit lothringischen Spezialitäten einzudecken, um sie mit der Familie und Freunden in der Heimat zu teilen. Durch das Picknick gestärkt, tauchten wir in Baccarat in die Fabrikation der Luxus-Kristallfertigung ein. Französische funkelnde Kristallkunst in ihrer schönsten Form seit über 250 Jahren. Luxus pur. Wenn man bedenkt, dass Arbeiter bis zu einem Jahr mit einem Produkt beschäftigt sind, versetzt der Preis für ein Luxusobjekt nicht mehr in Erstaunen. Der Besuch des Museums war eine Reise durch die Geschichte der Kristallfabrikation mit vielen kleinen Anekdoten. Heute gehört ein sehr großer Teil des Werkes der chinesischen Investorin Coco Chu. Frankreich ist ja bekannt für seine wunderbaren Schlösser. Das Schloss Haroué in Haroué zeigt deutlich den Ehrgeiz der Schlossherren, der Fürsten von Beauvau–Craon, in der Mitte des 18. Jahrhunderts, aus der Ruine einer Burg ein Renaissanceschloss zu bauen. Abgesehen von so manch einer Anekdote weist das Schloss originelle Merkmale auf, die den Jahresverlauf symbolisieren: 365 Fenster, 52 Kamine, 12 Türme und 4 Brücken. In den malerischen Gärten konnte man erahnen, wie es ist, als Schlossherr oder als Schlossherrin darin zu wandeln.
Nach einem Mittagessen „à la campagne“ in der „Domaine de Sion“ ging es zum großartigen Aussichtspunkt, der Colline de Sion. Die Colline de Sion gilt als “Heiliger Berg” Lothringens, der, nachdem man dem Zickzackweg hinauf gefolgt ist, einen großartigen Blick über das stille, ländliche Gebiet ermöglicht. Oben angekommen, steht man am “Monument Barrès”, das im Jahr 1928 eingeweiht wurde. Das einer Totenlaterne ähnelnde und auch “Colonne Barrès” genannte Denkmal erinnert mit einer Inschrift im Sockel an den Schriftsteller, Politiker und Mitglied der Académie française Maurice Barrès (1862-1923). Er gilt als Vordenker des französischen Nationalismus. Die Handlung seines im Jahr 1913 veröffentlichten Romans “La Colline inspirée” spielt auf dem Colline de Sion. Er beginnt mit den Worten: “Es gibt Orte, an denen der Geist atmet”.
Découverte de la Maison de la mirabelle à Rozelieures hieß es anschließend. Unter http://www.maisondelamirabelle.com/visite/ (Das Anklicken dieses Links geschieht auf Ihre eigene Verantwortung. Für Informationen und/oder eventuelle Schäden, die durch das Aufrufen der Seite entstehen, übernehmen wir weder Gewähr noch Haftung.) gibt es anschauliche Informationen und auch Videos, wie aus den Mirabellen, die köstlichsten Spezialitäten gezaubert werden, die wir verkosten durften. Dort wird übrigens der einzige Whisky der Lorraine hergestellt, der mit dem schottischen gut mithalten kann.
Livemusik in einer kleinen Bar gegenüber dem Schloss von Lunéville, ein leckeres Abendessen und der eine oder andere Digestif auf der warmen Terrasse rundeten den Tag ab.
Der letzte Tag der Reise war Europa gewidmet. Es ging nach Scy-Chazelles zum Robert-Schuman-Haus. Das Geburtshaus entpuppte sich als lebendiges Museum. Der Staatsmann entwickelte in diesem Haus seinen kühnen und visionären Plan von der Montanunion, der den Frieden in Europa dauerhaft sichern sollte. Dieser Plan, mit der Schreibmaschine geschrieben und mit handschriftlichen Vermerken versehen, ist heute auf seinem Schreibtisch zu sehen. Er wurde am 9. Mai 1950 – also vor 75 Jahren – im französischen Parlament vorgestellt. Schuman schlug vor, die Produktion von Kohle und Stahl, Rohstoffe für die Rüstungsindustrie, unter eine gemeinsame Kontrolle zu stellen. Seitdem gilt dieses Datum als Geburtsstunde der Europäischen Union und wird jedes Jahr als „Europatag“ gefeiert. Die zur damaligen Zeit revolutionär-visionäre Rede kann unter folgendem Link angehört werden: #EUArchives – Founding fathers of the European Union: Robert Schuman (Auch hier gilt, dass das Anklicken dieses Links auf Ihre eigene Verantwortung geschieht. Für die Informationen und/oder eventuelle Schäden, die durch das Aufrufen der Seite entstehen, übernehmen wir weder Gewähr noch Haftung.) Nach einer Fahrt durch Luxemburg und die Eifel und einem Imbiss im Forstwalder Hof ging es dann Richtung Heimat.
Fazit: Gudrun Streit hatte eine anspruchsvolle, erlebnisreiche und großartige Jubiläumsfahrt organisiert, die so viele positive Überraschungen und Erkenntnisse hervorbrachte, so viele anregende Gespräche ermöglichte, dass sich alle einig waren: C’était super. Un grand MERCI, Gudrun.













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