Klaus Jöken, renommierter Übersetzer der
Asterixabenteuer, zu Gast in Bielefeld
Die Herausforderung des Übersetzens – Wie man Gags und Humor in eine andere Sprache übertragen kann Der Auftakt zu dem Einblick in die Arbeit des Asterixübersetzers hätte nicht besser sein können, denn am Vorabend hatte „Arminia“ gegen die Übermacht der
„Leverkusener“ angekämpft, sie besiegt und war ins Pokalfinale eingezogen.
Zaubertrank oder einfach nur Können – dieses Duell erinnerte sehr an die Gallier, die den Römern und allen Gefahren trotzen. Wie sehr das Thema Asterix die Bielefelderinnen und Bielefelder anspricht, konnte man an dem bis auf den letzten Platz gefüllten Saal erkennen.
Nach freundlicher Begrüßung durch Frau Teller als Repräsentantin der Stadtbibliothek und Frau Matzke als Vorsitzende der Deutsch-Französischen Gesellschaft nahm Herr Jöken, gestützt auf zahlreiche Illustrationen, sehr humorvoll und detailliert das Publikum mit auf die Reise zur großen Kunst der Übersetzung von Asterixcomics.
Durch die Liebe zu einer Französin kam Jöken nach Frankreich, erlernte die französische Sprache als Autodidakt und begann seine Karriere als Übersetzer.
Seit 1995 übersetzt er Lucky Luke und seit 2004 Asterix. Die Asterixabenteuer sind die meistverkauften Comics der Welt: Allein in Deutschland wurden 1,5 Millionen Exemplare pro Band und in Europa bisher 390 Millionen Exemplare verkauft.
Welch ein Vergnügen also, mit dem Experten Jöken hinter die Kulissen des Übersetzens schauen zu dürfen.
Nach einer kurzen Einführung in die Erfolgsgeschichte des kleinen Galliers und seines Freundes Obelix – die Asterixabenteuer wurden erstmals für die Jugendzeitung „Pilote“ von Goscinny als Autor und Uderzo als Zeichner geschaffen und wurden sofort berühmt – erläuterte Jöken die Bedingungen seiner Arbeit anhand vieler visueller Beispiele.
Die Arbeit eines Übersetzers ist äußerst fordernd, da sie sehr viel Detailarbeit und Gefühl für die Sprache verlangt. Nach eigenen Angaben benötigt Jöken etwa zwei Monate intensiver Arbeit für einen Band. Nur etwa jeder fünfte Gag im Original kann ohne Veränderung ins Deutsche übertragen werden. Und die anderen vier Fünftel? Hier ist die Kreativität des Übersetzers gefragt. Es bedarf sogar intelligenter Neuschöpfungen, um den französischen Humor für ein deutsches
Publikum verständlich zu machen. Das Panel ist dabei übrigens unantastbar und darf in Form und Größe, was auch für die Sprechblasen gilt, nicht verändert werden. Auch darf ein Name für einen Protagonisten nur einmal verwandt werden, er muss in der jeweiligen Landesssprache witzig sein und vor allem auf einem bestimmten Laut enden. Dieses erklärte Jöken anschaulich an einigen
Beispielen… Das Publikum amüsierte sich sichtlich.
Eine wichtige Maxime bei der Übersetzung lautet: Der Text soll nicht übersetzt, sondern in eine andere Sprache übertragen werden, was dem Übersetzer einige Freiheiten gibt, muss er doch die Mentalität des Landes und die Besonderheiten der Sprache berücksichtigen. In seinem Vortrag erklärt Jöken anhand zahlreicher Bilder, wie komplex es ist, den französischen Sprachwitz ins Deutsche zu übertragen. Ein Beispiel wurde besonders ausführlich anhand des Albums Asterix
in Italien behandelt. Ein sabotierendes Wagen-Team, im französischen Original namens Cimbres (Anm.: eine Anspielung auf die Kimbern, einen germanischen Stamm, der in Jütland ansässig war und sein Unwesen trieb.) Les Cimbres” lautet so ähnlich wie les timbres, die Briefmarken. Und daran reihen sich dann weitere – ausschließlich in der französischen Sprache verständliche – Sprachwitze an, von “frankieren” (affranchir) und Briefmarken-Sammlung. Wie soll man diese
Wortspiele ins Deutsche übertragen? Und hier erklärt Jöken: „Dieser Gag lässt sich natürlich nicht einfach ins Deutsche übertragen. Die Doppeldeutigkeit von timbre als Briefmarke und freimachen würde verloren gehen.“
Also wählt Jöken eine kreative Neuschöpfung. Aus den frz. Cimbres werden die die Markomannen, ebenfalls ein bedeutender germanischer Stamm, der aber statt in Dänemark in Schwaben angesiedelt war. Eine geniale Idee, denn in den Markomannen steckt auf Deutsch “die Marke” (Briefmarke), und so spielt Jöken ebenfalls mit der “Briefmarke”, die als “timbre” in den Cimbres mitschwingt. Es bietet sich ihm zusätzlich die Möglichkeit, weitere humorvolle Anspielungen aus
dem Original mit einzuflechten. So sprechen die Markomannen in der deutschen Fassung in schwäbischer Mundart. Und wer genau hinschaut, erkennt die doppelte Bedeutung von Briefmarke und Automarke mit dem subtilen farblichen Hinweis auf die schwäbischen Porsche-Farben (siehe Farben des Rennwagens im Original).Fazit: Die Übersetzung muss für den deutschen Leser verständlich und witzig sein und darf nicht gegen bestimmte Regeln verstoßen. Die Übersetzungen
müssen eng mit den Autoren und dem Verlag abgesprochen werden. Erst wenn alle mit dem deutschen Text einverstanden sind, darf er gedruckt werden. Alles unterliegt der strengsten Geheimhaltung bis das neueste Asterixabenteuer die Welt erobert. Und lange müssen wir darauf nicht warten. Bereits am 23. Oktober 2025 erscheint der 41. Band vom Autor Fabcaro, dem Zeichner Conrad und dem Übersetzer Jöken. Wir blicken diesem Erscheinungsdatum mit dem neu
erworbenen Hintergrundwissen sehr gespannt entgegen.






