Ensemble November Dezember 24
« Bel été de Saint-Martin présage un hiver certain. »
Das Jahr 2025 wird ein ganz besonderes: Wir feiern unser 75-jähriges Jubiläum.
Bitte schon einmal vormerken: 11. Januar 2025
Wir starten das Jubiläumsjahr mit der Fahrt zur Ausstellung Gerhard
Richter zum Kunstpalast Düsseldorf: Gerhard Richter, Verborgene Schätze. Werke aus rheinischen
Privatsammlungen.
Liebe Mitglieder, chères amies et chers amis,
Altweibersommer (L’été de la Saint-Martin) – “Elle se produit en octobre ou au début de novembre dans l’hémisphère nord. Elle est aléatoire et peut durer de quelques jours à plus d’une semaine, ou ne pas se produire du tout certaines années.” Altweibersommer ist die Bezeichnung für eine meteorologische Singularität. Es handelt sich um eine Phase gleichmäßiger Witterung im Herbst, oft Ende September und Oktober, die durch ein stabiles Hochdruckgebiet und ein warmes Ausklingen des Sommers gekennzeichnet ist. Quelle: Altweibersommer – Wikipedia
Was es mit Gänsen, dem Altweibersommer und Sankt Martin für eine Bewandtnis hat, erfahren Sie am Ende des Briefes. Zunächst einmal der Ausblick auf die kommenden Veranstaltungen, dann der Rückblick auf die vergangenen Veranstaltungen und letztlich Unterhaltsames.
Ausblick:
Am Montag, den 11. November um 19:00 Uhr können Sie in der Jodokuskirche einem außergewöhnliche musikalischen Erlebnis beiwohnen: dem Gesprächskonzert auf der Orgelempore mit Georg Gusia. Anhand von Klangbeispielen auf der wunderbaren Orgel, die ständig erweitert und dem Zeitgeist angepasst wurde, erleben wir deutsche und französische Orgelkompositionen des 19. und 20. Jahrhunderts im Vergleich. Es gibt noch Karten an der Abendkasse!
Am 15. November 2024 können Sie mit Michael Wiersing von 19:00 bis 21:00 Uhr entspannt ins Wochenende starten. Er stellt im Murnausaal der VHS französische Chansons (Pop/Rock) von 1954 bis 2024 vor. Bei einem Getränk können Sie den Chansons lauschen und in Erinnerungen schwelgen…
Text von Michael Wiersing zu seinem Vortrag:
“Sagt Ihnen Jacques Brel etwas? Und Téléphone und Zaz? Lieder auf Französisch erfreuen sich immer mal wieder großer Erfolge in Deutschland, doch abgesehen von einzelnen Stücken ist die reiche französische Musikszene fast unbekannt. Vom klassischen Chanson mit Orchester über französischen New Wave Pop bis hin zu Liedermacherinnen und Rock-Superstars: Der Umgang mit der Sprache ist so berührend, spielerisch, erfindungsreich und witzig, dass es sich lohnt, wenigstens die Größten der Großen zu kennen. Dieser Vortrag ist ein Rundumschlag, in dem 15 Sängerinnen und Bands angerissen werden, die jede Französin und jeder Franzose kennt und die die Nation prägen. Herausragende Videoclips lassen eintauchen in die 1960er, die 1980er und vergangenen
Jahre – kurz, ein Überblick zum Kennenlernen und Genießen. Der Vortrag wendet sich an alle Interessierten, Französischkenntnisse sind nicht erforderlich. Bei Interesse kann im nächsten Semester ein weiterführender Kurs angeboten werden.” Diese Veranstaltung ist eine Kooperation mit der VHS.
Bei der Table ronde am 27. November können Sie wieder mit Alain Houdus um 18.15 in der VHS aktuelle Themen diskutieren, die Ihnen zeitnah noch genau mitgeteilt werden.
Die Rencontres du jeudi laden am 28. November ab 20:00 Uhr in der “Arabesque” zu zwanglosem Austausch und einem netten Abend ein.
Der Bibliobus mit der charmanten Elsa steht am 26. November von 12:00 – 14:00 Uhr vor der Stadtbibliothek, von 14:14 Uhr – 16:00 Uhr vor der Universität.
Die vorletzte Cinéma-Veranstaltung des Jahres 2024 ist eine Komödie: Coup de chance (Glücksfall) am 25.11.24 Fanny (Lou de Laâge) est la jeune épouse de Jean Fournier (Melvil Poupaud), un homme d’affaires aux méthodes douteuses. En croisant la route d’Alain Aubert (Niels Schneider), un écrivain bohème qu’elle a connu autrefois, elle va mettre le doigt dans un terrible engrenage. Heureusement, sa mère (Valérie Lemercier) veille au grain… Délicieuse comédie de mœurs, lorgnant sur le polar à la manière de Match Point, ce cinquantième film porte la patte inimitable
de son auteur Woody Allen, entre situations cocasses et répliques qui font mouche. Ce film a entièrement été tourné en français. Fanny (Lou de Laâge) und Jean (Melvil Poupaud) erfüllen alle Voraussetzungen, um als ideales Paar durchzugehen: Sie sind beruflich erfolgreich, leben in einer wunderschönen Wohnung in einem der besten Viertel von Paris und scheinen immer noch wie am ersten Tag ineinander verliebt zu sein. Doch als Fanny zufällig ihrem alten Schulkameraden Alain (Niels Schneider) über den Weg läuft, beginnt das sprichwörtliche Traumhaus plötzlich zu wackeln. Sie ist wie verzaubert von ihm und es dauert nicht sonderlich lange, bis die beiden sich wiedersehen. Der 87- jährige Woody Allen hat diese Komödie zum ersten Mal in Französisch gedreht.
Der 6.6. – Nikolaus – eine gute Gelegenheit, am Nikolaustag die Geheimnisse der französischen Alpen kulinarisch zu erkunden und zu verkosten. Lassen Sie sich überraschen. Die Anmeldung erfolgt wie immer durch die Einzahlung von 28 € für Mitglieder, 33 € für Nicht-Mitglieder (IBAN: DE46 4805 0015 3010 13) auf das Konto der DFG und per Mail an info@dfgbielefeld.de
Und merken Sie sich den Termin schon einmal vor: Am Samstag, den 11. Januar fahren wir nach Düsseldorf in die Gerhard-Richter-Ausstellung zu den verborgenen Schätzen. Nähere Informationen erfolgen später.
Rückblick
Autorenlesung Gary Victor – ein Bericht von Astrid Bock
Am 1.10.24 lud die DFG Bielefeld in Kooperation mit der Buchhandlung Eulenspiegel zu einer Autorenlesung ein. Unser Gast war Gary Victor, einer der populärsten Gegenwartsautoren Haitis. Peter Trier, Verleger und Übersetzer Victors‘, war auch vor Ort und moderierte, gemeinsam mit Marie-Lu Matzke, die Veranstaltung. Wir konnten uns auf einen besonders interessanten Abend freuen. Victor, bekannt vor allem durch seine Kriminalromane, schreibt auch Theaterstücke, Kolumnen und Radiobeiträge, arbeitet als Journalist und fördert und unterstützt junge Talente in seiner Heimat. Seine Arbeiten stehen in der Tradition der Sozialromane des 19.Jh., in seinen Texten übt er deutliche Kritik an den sozialen und politischen Missständen seines Landes. Ein Charakteristikum seiner Schriften ist auch die Aufnahme surrealer Dimensionen, Übernatürliches findet Eingang in die Handlung.
Vorgestellt an diesem Abend wurde der Roman ‚ Eine Violine für Adrien‘. Victor nimmt uns mit in das Haiti zu Beginn der 70er Jahre, zu Zeiten der Duvalier-Diktatur. Wir begegnen dem 14
jährigem Adrien, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, der seine Faszination und sein großes Talent für das Geigenspiel entdeckt und, begeistert davon, mit aller Kraft Geigenvirtuose werden will. Nur, dazu braucht er unbedingt eine eigene Geige. Und Adrian setzt alles daran, dieses Ziel zu verwirklichen. Unser Protagonist schildert uns seine Geschichte als Ich-Erzähler. Er lässt uns genau teilhaben an seinen Beobachtungen der Menschen um ihn herum, seiner Familie, Lehrer, seiner Freundin, der Politiker, aller Akteure halt, die im Verlauf seiner Geschichte die Bühne betreten. Wir erfahren seine Pläne, seine Sehnsüchte, seine Ängste, Erfolge und Niederlagen. Diese persönliche Darstellung verleiht dem Roman große Tiefe und Intensität. Wir verfolgen Adrians Entwicklung gespannt und voller Empathie. Wird er sich verführen lassen vom verlockenden. Angebot der Geheimpolizei? Diese Frage wurde natürlich an diesem Abend nicht beantwortet.
Marie-Lu Matzke und Peter Trier hatten ein besonderes Konzept entwickelt, um die Lesung für alle Teilnehmer erfahrbar zu machen. Nach einem Textvortag auf Deutsch las Gary Victor die Originalversion weiter, währenddessen konnte man die deutsche Übersetzung auf einer Leinwand verfolgen. Zu Beginn und zwischen den Exzerpten moderierte Peter Trier mit erklärenden und vertiefenden Informationen. Auf diese Weise bekamen wir alle einen umfassenden Einblick in Adriens Geschichte. Im Anschluss an die Lesung kamen aus dem Plenum zahlreiche Fragen an den Autor, zu seiner Biographie und den äußerst schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen in seiner Heimat. Victor berichtet von kriminellen Banden, die 3 départements terrorisieren, Gewalt und Vergewaltigungen seien an der Tagesordnung. Als scharfer Kritiker der Regierung lebt auch Gary Victor sehr gefährlich und fährt trotzdem mit seiner Arbeit fort. Der
Autor gab uns ebenfalls aufschlussreiche Einblicke zur kulturellen Entwicklung Haitis seit der Unabhängigkeit im Jahr 1804. Haiti ist der erste Staat, der durch eine Sklavenrevolution unabhängig wurde. Napoleon hat den Versuch unternommen, es wieder einzunehmen, ist aber gescheitert. Haiti ist ein kultureller Schmelztiegel, im Laufe der Jahrzehnte beeinflusst von den Ureinwohnern, afrikanischer Kultur, von islamischen Einflüssen, ebenso wie asiatischen, arabischen, indischen und europäischen Elementen, auch Syrien und der Libanon finden hier Erwähnung. Ein reiches Reservoir für Fantasie also. Ein Schlussgedanke Victors an diesem Abend, trotz aller
Schwierigkeiten: ‚ ne pas oublier le sourire‘.
12.10.2024 Astrid Bock für die DFG Bielefeld
Vortrag von Prof. Dr. Andreas Marchetti, Universität Paderborn, 24. Oktober 2024
Frankreich und Europa nach der Europawahl
Bericht von Dr. Jutta Golawski-Braungart
„Wie stellt sich die französische Europapolitik nach der Europawahl 2024 dar?“ so dachten wir, sollte das Thema lauten. Welche Entwicklungsperspektiven ergeben sich im Lichte des erneuerten Personaltableaus der europäischen Organe? Welche Rolle will und kann Frankreich künftig in Europa einnehmen? Und wie zeigt sich nun sein Verhältnis zu Deutschland? – Doch der Ausgang der Europawahl in Frankreich führte wegen der überraschend hohen Stimmzahl für die Rechte in Frankreich zur Auflösung des französischen Parlaments und zu Neuwahlen. Eine solche Situation war nicht vorauszusehen, und deshalb traf es sich besonders gut, dass der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Marchetti den Zuhörer*innen die neue, veränderte Lage in Frankreich und auch das Verhältnis von Frankreich und Deutschland in der Europapolitik erläutern konnte.
Bei der Europawahl am 9. Juni 2024 erhielt die vom Rassemblement National angeführte Liste La France revient! (RN – LAF) 31,4 % der Stimmen und gewann 30 Sitze (7 mehr als bei der Europawahl 2019). Die weitere Stimmverteilung zwischen den zur Wahl angetretenen Parteien war für die damalige Regierung so ungünstig, dass Staatspräsident Emmanuel Macron noch am Wahlabend der Europawahl die Auflösung der französischen Nationalversammlung verkündete. Die vorgezogene Parlamentswahl in Frankreich fand dann am 30. Juni und am 7. Juli 2024 statt. Zu dieser Wahl wurde ein neues linkes Wahlbündnis gegründet, das nach dem zweiten Wahlgang die Wahl doch recht überraschend gewann. Der RN brachte es gemeinsam mit seinen Verbündeten
auf 142 Sitze, so viele wie nie zuvor, aber deutlich weniger als in allen Umfragen prognostiziert wurde. Ausschlaggebend war dafür die „republikanische Front“ des linken und des Mitte-Lagers gegen den RN, die effektiver als erwartet funktionierte.
Emmanuel Macrons staatsmännische Geste, als Präsident das Parlament einfach aufzulösen, sei eigentlich relativ leichtsinnig gewesen, denn statistisch zeige sich, dass in den letzten Jahren die ‚rechten Kräfte‘ immer stärker geworden seien und die Solidarität der anderen Wähler gegen Rechts immer mehr abnehme. An eine so überzeugende Ablehnung der Rechten wie bei den Wahlen 2002, als in der Stichwahl Jacques Chirac mit 82,1 % der Wählerstimmen gegen 17,8 % für Jean-Marie Le Pen gewann, sei heute nicht zu denken, so Marchetti. Dieser Vormarsch rechter Parteien sei nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland wie in vielen anderen europäischen Ländern deutlich. Andreas Marchetti charakterisierte Macrons Verständnis von Europa als ‚semi-gaulistisch‘. Dieser plädiere für eine ‚souveraineté de l’Europe‘ (allgemein politisch gemeint), womit er ein ‚Europe puissante‘ (also stark, kraftvoll, mächtig) meine, also ein Europa, das seine Grenzen beherrsche (‚une Europe qui maîtrise ses frontières‘). Mit dieser Haltung könne man Macron gegenüber dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz gewissermaßen als ‚Dränger‘ oder ‚Getriebenen‘ verstehen, während Scholz mit seiner Zurückhaltung und seinen bedächtigen Entscheidungen wie ein ‚Steher‘ bzw. ‚Gebliebener‘ wirke. Das mache eine Zusammenarbeit beider, vor allem in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik, nicht gerade einfach. Die Probleme zeigten sich vor allem auf zwei Ebenen: der Ebene der ‚dettes‘ (Schulden) und der Ebene der ‚défense‘ (Verteidigung). Während in Frankreich der Präsident die Entscheidungshoheit hat und, wenn nötig,
umgehend politische Maßnahmen beschließen kann, ist in Deutschland, verfassungsrechtlich geregelt, immer eine Beschlussfassung des Bundestages nötig. Das verlangsame Entscheidungen sowohl auf politischer als auch auf wirtschaftlicher Ebene und erschwere die deutsch-französische Zusammenarbeit, besonders was die Verteidigung und die (Kriegs-)Wirtschaft angehe.
Interessant sei, wie das ‚couple franco-allemand‘ von der Gemeinschaft der EU-Staaten wahrgenommen werde. Da beide Länder miteinander besonders gut vernetzt sind und die bestehenden Kontakte gut pflegen, würden sie von den anderen EU-Staaten häufig dann kontaktiert, wenn neue Ideen lanciert oder politische Probleme geklärt werden sollen. Eine Statistik, die beide Länder mit großem Abstand vor den anderen Ländern an erster und zweiter Stelle zeigt, verdeutlicht, dass man sie als wichtige Vermittler in Europa wahrnimmt und konsultiert.
Emmanuel Macron, der in seiner zweiten und damit zunächst letzten Amtszeit steht, habe nun sozusagen ‚freie Hand‘. Denn erstens hat er Entscheidungshoheit (was er bereits bei seiner Entscheidung in der Rentenreform nutzte), und zweitens werde seine Partei nach dem Ende seiner Amtszeit wohl kaum noch weiter bestehen.
Der anregende Vortrag fand viel Beifall. Eine lebhafte Diskussion schloss sich an.
Jutta Golawski-Braungart
Und falls Sie am Ende des Briefes noch Wissenswertes über den heiligen Sankt Martin erfahren möchten: Voilà!
L’été de la Saint-Martin – der Altweibersommer. Dieser „été de la Saint-Martin“ endet in Frankreich etwa um den Begräbnistag des heiligen St. Martin am 11. November. Dass beim heiligen Martin der Begräbnistag und nicht der Todestag zu seinem Namenstag, dem Martinstag wurde, ist eine interessante Geschichte, die uns nach Tours führt.
Der Bischof von Tours war schon zu Lebzeiten ein sehr geschätzter Mann, der – uneigennützig – sehr viel Gutes tat. Deshalb wurde er von der Bevölkerung sehr verehrt. Und so umgab ihn schon zu Lebzeiten die Aura eines Heiligen. Erst 351, also mit 31 oder 32 Jahren, wurde Martin getauft. Zehn Jahre später errichtete er in Ligugé das erste Kloster . 375 ließ er das Kloster Moirmoutier (monasterium maius) bauen, wo er Liborius, den Bischof von Le Mans (der Partnerstadt Paderborns) kennenlernte. Mit ihm blieb er ein Leben lang befreundet und spendete ihm auch das
Sakrament der Krankensalbung, als dieser starb.
Zur Geschichte der Mantelteilung. Im Jahr 334 war Martin als Soldat der Reiterei in Amiens stationiert. Im Winter begegnete er am Stadttor einem nur in Lumpen gekleideten Bettler. Martin trug nur seine Ritterkleidung und einen
Mantel (Chlamys), den die Ritter über die Schulter warfen. Der Bettler flehte um Hilfe, weil er zu erfrieren drohte. Kurzerhand zerschnitt Martin mit seinem Schwert den Umhang. In der Nacht erschien ihm der Legende nach Christus, bekleidet mit der Hälfte des Mantels. Als Wohltäter und Wunderheiler wurde er sehr schnell in der gesamten Touraine berühmt.
Am 8. November 397 begab sich Martin, inzwischen der Bischof von Tours, zu einem Pfarreibesuch nach Candes, einem Ort in der Nähe der Bischofsstadt. Dort starb er. Eigentlich hätte er nach Tours übergeführt werden müssen, aber die Bevölkerung von Candes wollte den Leichnam nicht hergeben. Reliquien wurden zu der Zeit sehr verehrt. In diesem Fall half keine Diplomatie, sondern nur noch …. ja… Diebstahl. Martin wurde von den Tourangeaux in einer Nacht- und Nebelaktion aus Candes gestohlen und auf der Loire die ca. 60 Kilometer nach Tours auf Treidelwegen
übergeführt. Auch um den letzten Weg des Bischofs ranken sich die Legenden. So sollen weiße Blumen am Rand des Weges nach Tours mitten im November gesprossen sein. Martin wurde am 11. November 397 in Tours beerdigt. Und so ist ausnahmsweise der Tag des Begräbnisses und nicht der Todestag der Tag des heiligen St. Martin.
Um das Auftreten der Gänse ranken sich mehrere Legenden. Eine plausible Erklärung ist jedoch die, dass die Erntesaison zu Ende war. Die Bauern erhielten ihren Lohn für die harte Arbeit auf dem Feld, Die Pacht musste gezahlt werden, die Schlachtsaison begann, und vor der Fastenzeit vor Weihnachten gab es dann ein kräftiges Essen. Und hier kommen die Gänse ins Spiel, die natürlich auch verspeist wurden. Deren Fett diente u.a. zur Zubereitung der Speisen in der kalten Jahreszeit. Anlässlich der Schlachtfeste zogen die Kinder zu den Nachbarn und bekamen dort kleine
Leckereien. Die Felder wurden „abgefackelt“, damit die Asche die Felder düngen konnte. Und die Kinder hatten ihren Spaß mit selbstgebauten Fackeln, den Vorläufern der heutigen Martinslaternen.
Heute werden die Martinsbräuche allerdings nur in wenigen Regionen Frankreichs gepflegt.
In den Religionskriegen und zur Zeit der Revolution gerieten die Martinsbräuche in Vergessenheit. Auch die Basilika in Tours wurde zerstört. Selbst die Gebeine des heiligen Martin waren eine Zeitlang verschwunden. Der Friedensvertrag des Ersten Weltkriegs wurde am 11. November 1918 unterzeichnet, was Maréchal Foch sehr genau kalkuliert hatte. Er ließ in unmittelbarer Nähe des Grabes des Heiligen Martins in der Basilika in Tours eine Gedenktafel aufstellen, die an den Sieg im Ersten Weltkrieg erinnerte. Der 11. November ist in Frankreich ein Feiertag. Und so gerieten die Feiern zu Sankt Martin in den Hintergrund des Weltgeschehens.
Nicht aber einige Ausdrücke, die auf das üppige Festessen zurückgehen und heute noch im Sprachgebrauch sind: „martiner“ oder “faire la Saint-Martin“ für ein ausgiebiges Festmahl. Und wer sich zu sehr an dem fetten Essen labt, den erwischt nicht selten „le mal de Saint Martin“, ein Kater, ein Völlegefühl oder ein Unwohlsein nach einem „schweren“ Essen.
Und wer mehr wissen möchte, der findet einen Film bei ARTE: Karambolage Arte.tv
https://www.arte.tv › videos › das-ritual-sankt-martin
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Marie-Lu Matzke
(Quellen: Martin von Tours – Wikipedia, Sankt Martin: Warum feiern wir am 11. November den Martinstag? | NDR.de – Geschichte – Chronologie, Warum Martinsbräuche in Frankreich fast verschwunden sind – DOMRADIO.DE)
Wir wünschen Ihnen einen schönen November… et à bientôt!
Cordialement
gez. Marie-Lu Matzke
(1. Vorsitzende)
gez. Doris Burzlauer
(2. Vorsitzende)
gez. Ulrich Reetz
(Schatzmeister)
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