Auf den Spuren der Antike in Paris

Vortrag von Herrn Professor Dr. Sauer: Auf den Spuren der Antike in Paris

Zu Beginn seines Vortrages über die Spuren der Antike in Paris führt uns Dr. Sauer zurück zur Entstehungsgeschichte unserer heutigen Metropole. 53 v. Chr. findet die keltische Siedlung Lutetia der Parisii auf der Seine-Insel erstmalig Erwähnung – in Zusammenhang mit Kampfhandlungen bei Gaius Julius Caesar.

Nach dem festen Plan einer römischen Stadtanlage errichteten die Römer außerhalb der Insel eine Garnisonsstadt mit einer klaren Struktur, einem Schachbrettmuster folgend.
Klar erkennbar sind die markanten Straßenlinien des Decumanus maximus (O/W-Achse, später wird parallel zu dieser, nur etwas weiter nördlich die historische Achse – l‘Axe historique – verlaufen) und des Cardo Maximus (N/S- Achse, heute in etwa Blvd. St. Michel), ebenso auch römische Charakteristika wie Forum, Thermen, Tempel, Amphitheater.
Heute liegt im Bereich der damaligen römischen Siedlung das Quartier Latin. Auf einem Spaziergang durch das aktuelle Paris von der Krypta unterhalb der Kathedrale Notre-Dame (hier sind die Fundamente des antiken Hafens sowie römischer Thermen zu besichtigen, bei denen man antike Szenerien aufArtefakte projiziert hat), den Boulevard St. Michel entlang über das Hôtel de Cluny (Thermen) zum Panthéon bis zum Amphitheater (Arène de Lutèce)
können wir diese historischen Bauten wiederentdecken.


Thema des zweiten, sehr ausführlichen Teils ist die Rezeption der Antike im 19. Jh. nach dem Vorbild Roms. Hier stehen die städtebaulichen und architektonischen Einflüsse und machtpolitischen Ambitionen Napoléon Bonapartes im Vordergrund. Dr. Sauer zeigt eindrucksvoll, anschaulich und detailliert anhand von umfangreichem Bildmaterial, dass Napoléon charakteristische Bauten Roms zum Vorbild nahm, um Paris neu zu gestalten
und Eindrücke von Monumentalität und Erhabenheit zu vermitteln. Als beeindruckende Beispiele zeigt uns der Referent la Place Vendôme mit der Colonne Vendôme nach dem Vorbild der Trajanssäule in Rom ebenso wie die entsprechenden Gegenstücke der Madeleine (nach dem Vorbild eines römischen Tempels), des Arc de Triomphe du Caroussel, des Arc de Triomphe de l’Etoile (die römische Triumphbögen imitieren) und der Place de la Concorde, auf dem – ähnlich der Piazza del Populo in Rom – ein antiker Obelisk die Platzmitte beherrscht.

Abschließend geht Dr. Sauer auf den Ausbau und die Weiterentwicklung der historischen Achse – l’Axe historique – ein, spricht zum ‚Dreieck der Macht‘ als Ausdruck der kaiserlichen Machtdemonstration und stellt uns soziologische Aspekte der Linien des Decumanus und Cardo vor.


Unabhängig von der Herrschaftsstruktur zeigt die städtebauliche Weiterentwicklung auch im weiteren Verlauf des 19. Jh. eine starke Kontinuität in der Übernahme der klassischen Ausdrucksformen.
Wir können also auf Entdeckungsreise gehen und, inspiriert durch den sehr interessanten Vortrag von Dr. Sauer, im modernen Paris viele prägende Spuren der Antike aufspüren.

22.4.2024/ Astrid Bock